Philipp Jakob Hildebrand
Philipp Jakob Hildebrand (oder
Hildebrandt)
(* 15. September
1733 in
Ziegenhain (Schwalmstadt);
† 29. August
1783)
war ein Offizier des
Hessen-Hanauischen Jägerkorps,
der von 1777 bis 1783 am
Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teilnahm.
Er ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil er während seines gesamten Einsatzes in Amerika ein Tagebuch führte,
das neben militärischen Informationen auch seine persönlichen Eindrücke über Land und Leute im damaligen Nordamerika enthält,
welches das Tagebuch zu einer wertvollen Quelle nicht nur militärischer sondern auch landeskundlicher Art macht.
Im Juli und August 1777 nahm er
als Befehlshaber einer Hanauer Jägerkompanie
an der
Mohawk-Expedition
unter Oberstleutnant
Barry St. Leger teil.
Hildebrands Tagebuch ist der einzige bekannte deutschsprachige Augenzeugenbericht dieser Militäraktion.
Familie
Hildebrand wurde am 15. September 1733 in Ziegenhain geboren. Sein Vater war Johann Christian Hildebrandt, ein Rechtsverständiger (Aktuar)
und Auditeur bei der Ziegenhainer Garnison. Seine Mutter war Catharina Elisabeth Hildebrandt geb. Herlen. Sie starb 1737 als Hildebrand drei oder vier Jahre alt war.
[Hildebrandt S. XII]
1767 heiratete er Maria Henriette (1739–1795), eine Tochter des gräflich-stolbergischen Regierungsrates Johann Friedrich Mickwitz in Ortenberg.
Der erste Sohn Friedrich kam 1768 zur Welt, 1770 folgte der zweite Sohn Philipp Jakob. Eine 1775 geborene Tochter verstarb bereits im Jahr darauf.
Im Januar 1777 wurde schließlich noch die Tochter Karoline geboren. Schon wenige Tage nach der Geburt seines letzten Kindes trat Hildebrand in
hessen-hanauische Dienste und brach am 7. März nach Amerika auf. Seine Frau und die drei Kinder zogen nach Hanau.
[Hildebrandt S. XIII - XIV]
Militärische Laufbahn
Bevor Hildebrand 1777 in
hessen-hanauische Dienste trat, hatte er bereits sechs Jahre in dänischen,
vier Jahre in hessen-kasselischen sowie zwölf Jahre in hessen-homburgischen Diensten gestanden, hier zunächst
als Leutnant, später als Forst- und Stallmeister. Während seiner Zeit in hessen-kasselischen Diensten hatte er u.a. an den Kämpfen
bei Warburg, Mühlhausen, Langensalza, Eisenach, Vacha, Fulda, Grüningen, Grünberg (Atzenhain), Ziegenhain, Arolsen, Hamm und Johannesberg sowie
an den Belagerungen von Dorsten und Arensburg teilgenommen.
[Hildebrandt S. XIII]
Am 19. Januar 1777 erhielt Hildebrand sein Patent als Leutnant in der Hessen-Hanauer Jägerkompanie Kornrumpff und quittierte seinen Dienst in Homburg
am 17. Februar. Am 7. März 1777 brach die Kompanie nach Amerika auf. Kurz nach Ankunft in Kanada verstarb im Juni 1777 der Kompaniechef Kornrumpff
und Hildebrand erhielt vorläufig das Kommando über die Kompanie.
Unmittelbar darauf nahm er mit seiner Einheit
an der
Mohawk-Expedition
unter
Barry St. Leger teil.
Im November desselben Jahres wurde er dann zum Stabskapitän ernannt.
In den folgenden Jahren war Hildebrand an keinen nennenswerten Kampagnen oder Gefechten beteiligt. Er blieb bis Kriegsende in Kanada bzw in der Grenzregion
zu New York (Staat) stationiert. Als im Sommer 1778 Kapitän Castendyk das Kommando über die Kompanie erhielt, wechselte Hildebrand in die Kompanie
des Kapitän von Franken.
Offenbar kam es in den späteren Jahren des Amerikaeinsatzes zwischen Hildebrand und seinem Vorgesetzten, dem Kommandeur der Hanauer Jäger, Karl Adolf Christoph von Creutzburg,
zu heftigen Konflikten. Deren Ursache war anscheinend das ausgeprägte Streben Hildebrands nach Beförderung und wiederholte Zweifel an seinem korrekten Finanzgebaren.
Trotz der anhaltenden Auseinandersetzungen erhielt Hildebrand im Juli 1782 schließlich als Kapitän die Hugget'sche oder
fünfte Jägerkompanie.
[Hildebrandt S. XIV]
Teilnahme am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
Überfahrt nach Amerika
Am 7. März 1777 brach die Kompanie nach Amerika auf.
Tod
Am 29. August 1783 verstarb Hildebrand während der Überfahrt nach Europa auf Höhe von Neufundland und wurde in die See begraben.
Im Zuge der Vorbereitungen zur Rückkehr der Truppen nach Europa hatte von Creutzburg bereits Zweifel geäußert, ob Hildebrand die Seereise
überleben würde, da er schon einige Zeit Merkmale der Schwindsucht hatte.
[Hildebrandt S. XIV]
Nachlass
Das überliefert vorliegende Tagebuch Hildebrands bricht im Juli 1781 ab. Jedoch hat Hildebrand sein Tagebuch offenbar bis zu seinem Tod
im August 1783 fortgeführt, denn auf der letzten überlieferten Seite vermerkte der Sohn des Verfassers "Das übrige hat
die erbprinzliche Behörde vorenthalten." Vermutlich hat die Hessen-Hanauer Regierung die fehlenden letzten Seiten einbehalten,
damit die in der Jägerkompanie zum Schluss aufgetretenen Konflikte nicht publik werden.
[Hildebrandt S. XIV]
Die letzten Nachfahren Hildebrands verstarben in den 1980er und 1990er Jahren kinderlos. Das bis dahin öffentlich nicht bekannte Tagebuch
gelangte in den Besitz des Staatsarchivs Darmstadt, nachdem die letzte Erbin 2009 das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde
über das Tagebuch informiert hatte.
[Hildebrandt S. XI]
Literatur
- Holger Th. Gräf und Lena Haunert (Herausgeber): "Unter Canadiensern, Irokesen und Rebellen – Das Tagebuch des Hessen-Hanauer Jägers Philipp Jakob Hildebrandt aus den Jahren 1777–1781", Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (Verlag), 2011, ISBN 978-3-921254-79-0.
- Max von Eelking: "Die deutschen Hülfstruppen im nordamerikanischen Befreiungskriege: 1776 bis 1783", Helwing'sche Hofbuchhandlung, Hannover, 1863.
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Weblinks